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Sonntag, 9. Oktober 2016

Helga König: Sonntagskolumne, 9.10.2016

Einer meiner Facebookfreunde- wir kennen uns bereits viele Jahrzehnte- hat gestern zwei bemerkenswerte Beiträge gepostet. In dem einen Post wird gefragt, wer das Spiel "Mikado" noch kennt, in dem anderen, wer den "Struwwelpeter" als Kind einst gelesen hat. 

Es sind Fragen, die an Menschen gerichtet sind, die ihre Kindheit irgendwann im letzten Jahrhundert erlebten und dadurch spielerisch Verhaltensmuster erlernten, die vielleicht andere waren als  Kinder sie  heute in der digitalisierten Welt erfahren. 

Angeregt durch die Posts meines alten Freundes begann ich an einige Spiele der Kindheit zu denken. "Mikado", ein Konzentrations- und Geschicklichkeitsspiel, lehrte uns Kindern damals nicht nur ruhig und sehr achtsam mit Dingen umzugehen, sondern auch mit den Spielkameraden eine Weile zu schweigen, um konzentriert spielen zu können. 

Nur Spielverderber versuchten zu stören, um sich einen unlauteren Vorteil zu verschaffen und wurden deshalb sehr schnell ausgegrenzt. 

Kinder, die nicht an Verhaltensstörungen leiden, lieben das faire Spiel, weil Spiele Freude schenken sollen und Fairness eine Grundvoraussetzung hierfür ist. 

"Mensch ärgere Dich nicht" lehrt Kindern, auch mal verlieren zu können und zu verstehen, dass ein neues Spiel stets neue Möglichkeiten bietet. Wer immer nur siegen will, eignet sich nicht als Spielkamerad, weil er zu verkrampft und zu egoistisch spielt sowie allen die Laune durch Wutanfälle oder hinterhältigen Tricks vermiest. Das ist eine wirklich wichtige Erkenntnis, die ein Kind beim Spielen mit anderen Kindern erlernt.

Meine vor langer Zeit verstorbene Kindheitsfreundin und ich bauten am liebsten gemeinsam Häuser aus Legosteinchen und diskutierten immerfort, was wirklich schön aussah. Alles zu verschönen war unser Hauptanliegen. Deshalb auch dekorierten wir im Sommer unsere Sandburgen mit Vergißmeinnichtblüten und konnten stundenlang gemeinsam Wasserfarben mischen, um beispielsweise den optimalen Rotton für ein Herz zu finden. Gelang es uns, war die Freude riesig.

Spiele sollen in erster Linie für Heiterkeit sorgen. Kinder wissen das instinktiv. Wir spielten  u.a. "Stadt, Land, Fluss", ein Spiel, bei dem es in erster Linie um schnelles Erinnern geht und man außer einem Stück Papier und einem Stift nichts benötigte. 

Brettspiele aller Art waren für den Winter gedacht. Mit "Mühle" und "Dame"  verbrachten wir ganze Nachmittage und spielten später "Monopoly", ein Spiel, das kaufmännische Fähigkeiten anregt und nur bei Spielverderbern die blanke Gier auslöst. 

Im Sommer spielte man im Freien, zumeist sehr selbstvergessen. "Hickelhäuschen", "Murmelspiele" und "Gummitwist" waren Spiele, die Mädchen besonders liebten. Auch hier ging es wiederum um Achtsamkeit, die neuen Generationen offenbar durch die Ratgeberliteratur nahe gebracht werden muss. 

Was wir bei all den Spielen zudem erlernten, war mit Nähe sinnvoll umzugehen und zu verstehen, dass alle Mitspieler Raum brauchten und man keinen auslinken durfte, wenn man weiterhin Freunde haben wollte. 

So entwickelte sich Teamgeist  in jenen jungen Jahren. Man erkannte beim Spiel, dass nicht jeder die gleichen Fähigkeiten hatte, aber das war kein Grund, sich von diesen Kindern abzuwenden. Im Gegenteil.

Wichtig war, dass man sich vom Herzen her mochte und miteinander lachen konnte. Erinnern Sie sich noch wie schön das war? Erinnern Sie sich noch, wie Sie sich mit ihrem besten Freund oder der besten Freundin besonders im Frühling gemeinsam wie wild im Kreis drehten und sich dabei auf etwas für beide sehr Wichtiges konzentrierten? Den anderen festzuhalten, damit man lange unendlichen Spaß beim immer schnelleren Drehen hatten, darum ging es.

"Ich lass Dich nicht fallen. Du kannst Dich auf mich verlassen." Das ist die schönste Botschaft, die sich Freunde vermittelt können.   

Helga König

1 Kommentar:

  1. Haha, ja liebe Helga, bei Mikado wurde ich 'immer Verloren'. Meine Mitspieler hatten mich damit immer geärgert. Doch mit Struwwelpeter habe ich lesen gelernt. Ach ja, lang ist's her und die Erinnerungen sind trotzdem noch da. Deine Maren Hirsch @Author_maren

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