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Samstag, 12. März 2016

Helga König: Sonntagsgedanken, 13.3. 2016

Kann man einen Tag vor den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt an etwas anderes denken als an den Wahlausgang? Nein. 

Es ist ein großer Unterschied, ob nun die FDP,  Die Grünen oder Die Linke bei Kreistags- Landtags- oder Bundestagswahlen die 10 % - Hürde überspringen oder eine Partei, deren Gedankengut mit jenem vergleichbar ist, das einst dazu führte, dass die Mitmenschlichkeit 12 Jahre lang mit Füßen getreten wurde und unsägliches Leid über Europa hereinbrach. 

Alle konnten wir in den letzten Monaten zuhören, wie menschenverachtend die Protagonisten der "Neuen Rechten" sich äußern und in welcher Weise sie unser Land verändern wollen, wenn sie erst mal an der Macht sind. Die Bundestagswahl liegt zwar noch in der Ferne, doch in den Ländern brennen bereits die Flüchtlingsunterkünfte, werden Fremde und Andersdenkende verfolgt, wird auf den Menschenrechten bösartigst herumgetrampelt, gottlob noch nicht von der Mehrheit, gleichwohl doch von einer immer größer werdenden Minderheit, die aufgehetzt von akademisch ausgebildeten Hetzrednern, das umsetzen, was diese widerwärtigen, machtgeilen Brandstifter ihnen ins Ohr blasen. 

Machen wir uns bewusst, dass bei steigenden Prozentzahlen der "Neue Rechten" keineswegs sicher ist, ob konservative Parteien deren Forderungen nicht entgegen kommen, um sich so selbst an der Macht zu halten. Politik ist bekanntermaßen ein schmutziges Geschäft und Berufspolitiker müssen sehr gefestigte Persönlichkeiten sein, um durch ihren Job, ihre Eintrittskarte ins Paradies nicht zu verspielen. Nur wenige geben Pfründe freiwillig auf und vielleicht würde mancher sogar dafür selbst mit einem bestialisch stinkenden Teufel ins Bett gehen, um seinen Posten nicht zu verlieren... 

Die konservativen Parteien haben sich solange zur Mitte hinbewegt, solange es rechts von ihnen keine ernst zu nehmenden Gruppierungen gab, solange der Zeitgeist eindeutig "GRÜN" präferierte und links von der SPD "Die Linke" für Bauchschmerzen sorgte. 

Unser Umweltbewusstsein hat sich durch "Die Grünen" in den letzten 20 Jahren verändert. Selbst in konservativen Kreisen legt man mehr Wert auf gesunde Ernährung, eine gesündere Umwelt und ist weltoffener geworden. Das aber kann schnell kippen durch einen neuen Zeitgeist, hervorgerufen abermals durch eine Minderheit, diesmal der "Neuen Rechten", die alles andere als weltoffen ist, die sich nicht scheut, zu fordern, dass Frauen und Kinder, die vor Krieg und Leid fliehen, an unseren Grenzen erschossen werden sollen, die aufrüsten will und eine Kulturpolitik im Sinn hat, die sie als kleinkarierte Banausen outet. 

Erinnern möchte ich heute an das Konzentrationslager Osthofen. Die Schriftstellerin Anna Seghers hat dieses Konzentrationslager in ihrem Weltroman  "Das siebte Kreuz" verewigt. Warum gerade soll Osthofen hier erwähnt werden? 

"In den Gebäuden einer ehemaligen Papierfabrik entstand kurz nach der Machtübernahme der NSDAP das KZ Osthofen, wo vom Frühjahr 1933 bis Sommer 1934 Gegner des NS-Regimes, allen voran Mitglieder der KPD, der SPD und Gewerkschafter, aber auch Angehörige des Zentrums, Juden, Zeugen Jehovas, Sinti und andere gefangen gehalten wurden. 

Am Beispiel des ersten und sehr früh eingerichteten Konzentrationslagers des damaligen Volksstaates Hessens wird deutlich, was die Nationalsozialisten seit Beginn von Hitlers Amtszeit anstrebten: Die Ausschaltung der Gegner und Ausgrenzung ganzer Gruppen bis hin zur Vernichtung. Zwar wurde im KZ Osthofen in den 17 Monaten seines Bestehens noch kein Häftling ermordet, aber die Gefangenen wurden menschenunwürdig behandelt und misshandelt. Viele der Inhaftierten wurden nach der Schließung des Lagers erneut verfolgt, in andere Haftstätten und Lager verschleppt und dann später getötet." (Gedenkstätte Osthofen)

Der Ort Osthofen gehört heute zum Bundesland Rheinland-Pfalz. Dort wird morgen gewählt. 

Vor 83 Jahren fanden dort auch Wahlen statt, wenn auch keine Landtagswahlen. Am 5. März 1933 bei der Reichstagswahl erhielt die NSDAP 43,9% der Stimmen, 1930 waren es "erst" 18.3%. 

So funktioniert Zeitgeist. 

Ich erinnere an das Konzentrationslager Osthofen, weil es  unmittelbar nach der Reichstagswahl von 1933 entstand. Wer sich gegen das braune Gesindel zuvor ausgesprochen hatte,  musste nun damit rechnen, im neu errichteten Konzentrationslager zu landen. Wer sagt uns, dass in unserer beschleunigten Zeit  nach der nächsten Bundestagswahl 2017 uns, die wir uns heute nicht wegducken, nicht das Gleiche blüht? 

Meine Bitte, gehen Sie zur Wahl und schützen Sie durch Ihre Stimme Ihre Familie und sich vor den Gesinnungs-Enkeln Hitlers, damit es keine neuen Konzentrationslager in Zukunft mehr geben wird.


Helga König

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