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Sonntag, 7. Februar 2021

Sonntagskolumne Helga König, 7.2.2021

"Immer das Schwerste: Ankommen; bei sich selbst", twitterte #miku dieser Tage.
 
Weshalb ist dies so schwer, fragte ich mich spontan. Hängt dies mit mangelnder Selbstliebe zusammen oder mit dem Gefühl nicht o.k. zu sein? Vor allen Dingen, wodurch wird ein solches Gefühl ausgelöst?

Wertschätzung seiner eigenen Person setzt voraus, dass das Selbstwertgefühl nicht brüchig ist. Erste Risse können bereits in der Kindheit entstehen, wenn Lob und Tadel im Ungleichgewicht sind.

Ankommen bei sich selbst, bedeutet seine Begabungen zu erkennen und sie zu nutzen. Doch es bedeutet auch zu akzeptieren, dass man nicht von allen geliebt werden kann und es nicht gut ist, wenn man Dinge tut, nur um anderen zu gefallen, aber nicht weil sie dem eigenen Empfinden oder Denken entsprechen. 

Das eigene Empfinden oder Denken zu erforschen, ist eine Grundvoraussetzung, um irgendwann bei sich selbst anzukommen und zu hinterfragen, was man tatsächlich braucht, um glücklich zu sein, vor allem seinem Leben Sinn zu geben. 

Bei sich selbst anzukommen, heißt auch, sich mit seinen Schattenseiten auseinanderzusetzen und zu erkennen, dass man diese nicht dadurch behebt, indem man sie anderen zuordnet. Sündenböcke helfen uns nicht bei der Reise zu uns selbst.

Ankommen bei sich selbst, erfordert ohne Ausreden auszukommen und nicht selten schmerzvoll, sich seiner Luftschlösser zu stellen, sie zu belächeln und als vielleicht notwendige Erfahrungen auf dem Weg zu sich selbst zu akzeptieren. 

Wer bei sich selbst ankommen möchte, für den wird Authentizität wichtig und nicht zuletzt auch gerade deshalb können Lebenslügen nicht mehr akzeptiert werden. Wer Lebenslügen nicht mehr akzeptiert, verändert seinen Blickwinkel, verändert sich und nicht selten das Umfeld, in dem er leben möchte. 

Bei sich ankommen heißt mithin auch, keine faulen Kompromisse mehr einzugehen, bedeutet fair zu sich und zu anderen zu sein, denn wer bei sich ankommen möchte, will entspannt in den Spiegel schauen können. Wie könnte er das, wenn er unfair wäre?

Wer bei sich angekommen ist, stellt keine Erwartungshaltungen mehr an Dritte, sondern lebt selbstgenügsam sein Leben, ohne sich mit anderen zu vergleichen. Das Du ist nicht Konkurrenz, das aus dem Feld geschlagen werden soll, sondern eine Bereicherung des eigenen Horizontes. 

Ankommen bei sich selbst heißt zunächst: Mut zur Wandlung. Mut zu haben, ist für Ängstliche natürlich kein Spaziergang, doch die Angst zu überwinden wird belohnt. Womit? Mit der Freiheit, seine Begabungen entfalten zu können und mit dem Glück endlich  man selbst zu sein.

Helga König

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