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Samstag, 28. November 2015

#Helga_ König: #Sonntagsgedanken, 29.11.2015

"Die Tugend des freien Menschen zeigt sich ebenso groß im Vermeiden wie im Überwinden von Gefahren." (Baruch de Spinoza,  24.11.1632 - 21.2.1677) 

In dieser Woche hat man den Geburtstagen zweier Persönlichkeiten gedacht, deren Werke ich sehr schätze. Es handelt sich dabei um den Philosophen #Baruch_de_Spinoza und um den Schriftsteller #Stefan_Zweig. 

De Spinoza wurde am 24. November 1632 in #Amsterdam geboren. Von ihm stammt das obige #Zitat, über das ich in den letzten Tagen nachgedacht habe.  

Die jüdischen Vorfahren des Philosophen waren aus religiösen Gründen von Spanien in die Niederlande geflohen. De Spinoza  galt als  hochgebildet,  kannte sich in jüdischer sowie arabischer #Philosophie aus, war zudem von der modernen, rationalistischen Philosophie und Wissenschaft beeinflusst und hier speziell von #Hobbes und #Descartes. 

Der holländische Gelehrte  galt als sehr integer, legte Wert auf intellektuelle Unabhängigkeit und war bereit, dafür materielle Einbußen hinzunehmen, wie seine Vita zeigt. Er sah es als fundamentale moralische Pflicht an, Wissen und Erkenntnis über alles, was man wissen kann, zu mehren und befasste sich vielleicht gerade deshalb vorrangig mit #Ethik, #Erkenntnistheorie und #Metaphysik. 

"Die #Tugend des freien Menschen zeigt sich ebenso groß im Vermeiden wie im Überwinden von Gefahren." (Baruch de Spinoza). 

Freiheit war für  de Spinoza von großer Bedeutung. Ein freier Mensch war für ihn ganz offensichtlich ein intellektuell unabhängiger Mensch, denn ansonsten hätte er die Professur in Heidelberg angenommen, die man ihm dort anbot oder hätte die Pension des französischen Königs nicht abgelehnt. Materiell wäre es ihm dann gewiss  besser gegangen.

Im Begriff "Tugend" steckt das Wort "taugen". Die Tugend des freien Menschen im Sinne de Spinozas soll, orientiert man sich an dessen eigenem Leben, demnach dazu taugen, sich nicht korrumpieren zu lassen und insofern intellektuell unabhängig zu bleiben. 

Spinoza besaß die Tugend eines freien Menschen. Das dokumentierte er durch sein nicht einfaches Leben, das nur 43 Jahre andauerte, weil er aufgrund seiner Arbeit als Linsenschleifer lungenkrank wurde und  an den Folgen des Einatmens von Glasstaub starb.  

Heute leben wir alle im Zeitalter übelster Korruption und dürfen uns täglich in den Medien über deren Konsequenzen in Politik und Wirtschaft einen Eindruck verschaffen. Wer sich in die Konsumwelt des Premiumbereiches verirrt, weiß um die Gefahren und die Versuchungen, denen man dort unterliegen kann. Die Luxus-Welt wird zu einer Nagelprobe für die Tugend des freien Menschen, denn Habenwollen ist bekanntermaßen ein Motor für Korruption. 

Wer intellektuell frei sein möchte, muss die  Gefahren, die in der Welt des schönen Scheins lauern, vermeiden oder überwinden können, muss dem Innen mehr wert als dem Außen beimessen, darf nicht gierig werden. Nur dann kann er der Welt die Fratze entreißen, die sie so hässlich macht, nur dann kann er wirklich der Arbeit eines Intellektuellen nachgehen und unbefangen analysieren.

"Erst im Unglück weiß man wahrhaft, wer man ist." (Stefan Zweig, 28.11.1881- 23.2. 1942) 

Der Schriftsteller Stefan Zweig hatte übrigens u.a. Philosophie studiert und war Baruch de Spinoza in vieler Hinsicht näher als man zunächst vielleicht annimmt. 

Zweig war ein kosmopolitischer Intellektueller und #Pazifist. Seine Werke verbinden hohe moralische Werte und ethische Ansprüche mit dem Bemühen um den Fortbestand alter geistiger Werte, wie Spinoza sie einst lebte. 1934 emigrierte  Zweig nach Großbritannien und bewies damit, dass er die Tugend eines freien Menschen besaß, von der Baruch de Spinoza schreibt. 

Emigration  war ein  Merkmal, das die geistige Welt beider Persönlichkeiten bestimmte und damit auch ihr Nachdenken im Hinblick auf geistige Freiheit als Wert, für den sie bereit waren, Opfer zu bringen. 

Nicht zuletzt aufgrund seiner Charakterstudien gelang es Zweig Seelenzustände moderner Menschen exemplarisch darzustellen und aufzuzeigen, dass man sich selbst erst in existentiellen Krisen, wirklich kennen lernt, und gerade dann erst wirklich feststellt, ob man korrumpierbar ist,  sich und andere verrät oder stattdessen Opfer bringt und auf vieles verzichtet, um die eigene geistige Freiheit zu retten. 

Wehe all jenen, denen dies nicht gelingt! 

"Man hasst immer die Menschen, denen man Unrecht tut." Stefan Zweig 

All diese verzweifelten Hasser ziehen ein Spur von Zerstörung nach sich, hassen jene, denen sie wegen materieller und anderer Vorteile Unrecht taten, weil sie den Hass auf sich selbst, aufgrund dessen, dass sie ihre geistige Freiheit verspielt haben, nicht ertragen können. Projektion ist das einzige, was ihnen bleibt, wenn sie in ihrem Unglück, auf keinen  Fall wissen wollen, wer sie sind: Menschen ohne Rückgrat. 

Helga König

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