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Samstag, 13. Januar 2018

Sonntagskolumne Helga König, 14.1.2018

"Die Ignoranten sind die Lieblinge der Großen." Molière (14.1. 1622 – 1673) 

Der Verfasser obigen Zitates wurde vor 396 Jahren geboren. Der berühmte französische Dichter Moliere schrieb nicht nur Komödien, sondern war zudem Schauspieler und Theaterleiter. Als Sohn eines königlichen Kammerdieners besuchte er das Collége de Clermont und erhielt dort eine humanistische Ausbildung. Danach studierte er Rechtswissenschaften in Orléans und gründete als Einundzwanzigjähriger seine erste Theatertruppe. Zwei Jahre später dann war er mit einer Wanderschaupieltruppe in der Provinz unterwegs und begann die ersten Stücke zu schreiben. Im Alter von 30 Jahren wurde er Direktor dieser Truppe, die ab 1658 ständig in Paris spielte. Ein Jahr später erlangte Molière seinen Durchbruch und stand mit seiner Truppe an 1665 unter dem Schutz Ludwig XIV. 

Molière hat eine große Anzahl von Sitten- und Charakterkomödien verfasst. Dabei tragen diese überzeitliche Züge, weil sie die Missstände als Sonderform menschlicher Defekte aufzeigen. 

Molieres Satz: "Die Ignoranten sind die Lieblinge der Großen" habe ich am 13.1. 2018 getwittert, um zu sehen wie die Leser im Hier und Jetzt darauf reagieren. 

Folgende Synonyme nennt wissen.de für das Wort Ignoranz: "Unwissenheit, Unkenntnis, Ignorantentum, Nichtwissen, Unerfahrenheit, Ahnungslosigkeit, Desinformiertheit, Uninformiertheit, Dummheit, Einfältigkeit". 

Für die Mächtigen, sprich für die sogenannten Großen, mag es einfacher sein, ihren Willen durchzusetzen, wenn keine Kritik laut wird, aber sie werden auf diese Weise keineswegs klüger und vorausschauender. 

Wer sich mit Desinformierten umgibt, wird auf Dauer noch rascher unfähig, Probleme rechtzeitig zu erkennen und fährt den Karren früher oder später  zielsicher an die Wand, weil er durch nichts und niemand eingebremst wird. Beispiele gibt es zuhauf sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft und in Großorganisationen. 

Der Psychologe Heiko Ernst schreibt am 12.1.2018 in spektrum.de über Forschungsergebnisse des Sozialpsychologen Dacher Keltner:

"Mächtige verhalten sich nach Erreichen der Machtposition oft so, als hätten sie ein Gehirntrauma erlitten. Plötzlich sind alle positiv-sozialen Eigenschaften wie weggeblasen, und ein impulsives, rücksichtsloses Verhalten bricht sich Bahn. Quasi von heute auf morgen verlernen Mächtige zuzuhören, sie können sich nicht mehr vorstellen, dass andere Recht haben könnten, und sie sind blind und taub für kritisches Feedback geworden. Sie scheinen die Fähigkeit verloren zu haben, andere Menschen zu "lesen", also ihre Gesten zu verstehen, ihre Gefühle zur Kenntnis zu nehmen und richtig zu interpretieren.“ *

Und an anderer Stelle weiter: "So richtig blind und taub für die Bedürfnisse und Gefühle anderer wird man erst, wenn die Macht groß und andauernd ist – nicht das schlechteste Argument für demokratische Strukturen." **

Wenn Macht also dumm macht und Dummheit bekanntermaßen Schaden verursachen kann, dann gilt es weiterhin aufzuklären, den Mächtigen ganz genau auf die Finger zu schauen und Machtpositionen sehr stark zu befristen. 

Die Grundlage von Klugheit ist die Fähigkeit, der zielgerichteten und zielführenden Überlegung. Diese scheint Machtinhabern in ihrer Position offenbar abhanden zu kommen, wie wir nun wissen. Ignoranten spiegeln zwar vortrefflich die Ignoranz dieser Mächtigen, aber sie sind wenig hilfreich beim Überwinden von Dummheit.

Merke also: Wer aufklärt, hilft Mächtigen, sie vor dem drohenden gehirntraumaähnlichen Zustand  zu bewahren, der sich nachteilig auf uns alle auswirkt.

Helga König

*+** http://www.spektrum.de/kolumne/macht-macht-blind/1531529

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