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Sonntag, 13. November 2016

Helga König: Sonntagskolumne, 13.11.2016

"Wer Bäume setzt, obwohl er weiß, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen." 

Rabindranath Tagore (1861 - 1941), in Bengali: Ravindranath Thakur, indischer Dichter und Philosoph. Nobelpreis für Literatur 1913.

In einer Zeit, in der die Egomanie immer größere Stilblüten treibt, sollte man Tagores Sentenz "Wer Bäume setzt, obwohl er weiß, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindest angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen“ stets aufs Neue in die sozialen Netzwerke posten. Vielleicht liest der ein oder die andere dieses Zitat, denkt darüber nach und diskutiert den Inhalt mit Freunden und Bekannten. 

Wie oft hört man den Satz "Nach mir die Sintflut" und ist entsetzt, wenn man dessen Auswirkungen sieht oder gar persönlich miterleben muss. 

Woher kommt der Mangel an nachhaltigem Denken? Woher resultiert das Desinteresse an der Zukunft und der Freude anderer? 

Vielleicht an einem fehlverstandenen "Jetzt- Denken". Das Jetzt soll möglichst kommod und alles sofort abpflück- wie auch konsumierbar sein.

"Man gestaltet  keine Paradiese für Dritte in fernen Zeiten.  Wozu sollte man?" denkt der Egoist. 

Jahrelang hat die Werbung ihren Zielgruppen das Ego aufgeblasen, bis sie an nichts mehr anderes denken konnten als an sich selbst und ihre immer maßloseren Bedürfnisse, die stets rascher  und rascher befriedigt werden mussten. Alles haben wollen um jeden Preis, lässt keine zarten Pflänzchen gedeihen, an denen erst nachfolgende Generationen Freude haben. 

Dass wir alle Glied einer langen Kette sind, ob wir nun Kinder haben oder nicht, wurde vergessen in den Tagen als man die Ethikvorstellungen einiger nachhaltig denkender und handelnder Menschen als dummes Geschwätz abgetan hat. 

Alle großen Künstler schenkten durch ihre Werke Freude über ihren Tod hinaus, auch der Gärtner Le Nôtre tat es, indem er die Gärten von Versailles gestaltete.

Wer etwas von Dauer auf den Weg bringen möchte, vergisst sich bei seinem Tun selbst, ganz gleichgültig ob er intellektuell, künstlerisch oder handwerklich agiert. 

Wer sich in seinem Tun selbst vergisst, wird mit der Welt eins und erlangt inneren Frieden.  Vielleicht liegt darin der Sinn des Lebens.  Doch wen interessieren schon Sinnfragen?


Helga König.

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